Schiya |
Ich sollte mir ein kleines Dorf suchen, wo Sie nicht sind. Dort wo es zu wenige Menschen gab, um alle Nahrungsmittel zu essen und zu viele von denen um zu überleben. Sie ziehen ja auch weiter, wenn es nichts mehr zu essen für Sie gibt. Es wäre eine Möglichkeit, vielleicht die beste seit langem.
Ich packe jetzt alles zusammen und ziehe weiter und sollte ich es bis zur Abenddämmerung nicht schaffen, werde ich mir einen geeigneten Baum suchen, um dort zu übernachten. Nun werde ich den Werkzeugkoffer wieder vor dem Fenster wegnehmen und mich durch das kleine Fenster quetschen, da kommt es mir doch ganz gelegen,das ich so dünn bin. Ich war schon immer dünn, ich denke das ist genetisch veranlagt, aber ich bin ja kein Arzt.
Laufe, laufen, immer das selbe, jeden Tag, mittlerweile bemerke ich das laufen kaum noch, es ist eher wie ein schweben, als wenn man in Gedanken verloren, durch die Straßen läuft. Ich folge der Straße, bis zum anderen Ende der Stadt, es ist ruhig. Als ich die Stadt verlasse, drehe ich mich nochmal um, es sieht aus wie an einem Sonntag, nur, dass selbst Sonntags, ein, zwei Menschen zu sehen waren, doch hier ist niemand mehr. Ich drehe mich wieder um und folge einer Autobahn, kaum zu glauben das hier mal Zigtausend Autos am Tag lang gefahren sind. Und jetzt, sieht man nur noch Fracks.
Sechs Spuren, in jede Richtung zwei und die Standstreifen. Abseits der Autobahn stehen Bäume, Büsche, dessen vorhaben es zu sein scheint, die Straßen wieder für sich zu erobern. Ich würde es ihnen gönnen, schließlich mussten Sie sich Jahrzehnte lang nach uns richten. Egal was der Mensch verlangte, Sie hatten keine Wahl und mussten sich fügen. Ich weiß ja nicht ob Bäume denken können, aber wenn sie es könnten, hätten sie bestimmt Selbstmord begannen. Obwohl Ihnen dafür auch die Intelligenz fehlen würde - egal, genug drüber nachgedacht. Es wird langsam immer dunkler und immer noch laufe ich diese Autobahn ins nichts entlang.
Ich klettere über die Leitplanken, an der außen Seite der Autobahn, hinein in den schon düsteren Wald. Jetzt werde ich mir einen schön, großen und alten Baum suchen und ein paar Äste, vielleicht finde ich ja große Blätter, unwahrscheinlich. Der erstbeste große Baum wird mein Schlafplatz sein. Ich nehme das Seil, dass ich von zu hause mitgenommen hatte aus meinem Rucksack, es ist schön lang, irgendwas muss ich ja damit anstellen können. Nun klettere ich den Baum hoch und binde das Seil an einem dicken Ast fest, etwa einen Meter daneben befindet sich ein Zweiter Ast. Ich verbinde Sie mit meinem Seil, ganz oft binde ich es von Ast zu Ast. Es sieht schon fast aus wie eine Hängematte.
Schritte, ich höre Schritte, jetzt muss ich leise sein. Was kann das sein? Ein überlebender? Ein Tier? Eines von ihnen?
So leise wie möglich hole ich die gesammelten Blätter, die ich aufgehoben und abgerissen hatte, als ich auf der Suche nach einem Baum war, und lege die Blätter vorsichtig auf die improvisierte Hängematte, damit es wenigstens ein bisschen gemütlich und warm ist. Bevor der Winter eintritt muss ich unbedingt einen dauerhaften Ort finden, wo ich bleiben kann, bis es wieder Warm wird.
Ich lege mich hin, die Schritte, ich höre sie immer noch. Die Augen weit geöffnet versuche ich etwas zu sehen, aber es ist schon dunkel geworden. Ich kann es nur hören, aber was ist es? Es wäre eine Erleichterung es zu wissen. Vielleicht könnte ich dann meine Augen schließen und ein bisschen schlafen, nur kurz entspannen - zur Ruhe kommen...
Den Gedanken noch nicht abgeschlossen, bin ich schon eingeschlafen. Ich träume - das habe ich schon lange nicht mehr - von einem Strand. Ich laufe ihn entlang, ich höre die Wellen, wie sie ans Ufer treffen, spüre den Sand unter meinen nackten Füßen, den Wind, wie er durch meine Haare weht. Ich rieche Salz und Frische, sehe den Sonnenaufgang - wunderschön.
Da ist meine Mutter, sie ist so jung und hübsch; und meinen Vater. Ich drehe mich um, meine Schwester, sie ist noch ein Baby. Ich schaue an mir runter und bemerke ich selbst bin auch noch klein, ein Kind. Ich erinnere mich, das ist in den Sommerferien, meine ersten Ferien, nachdem ich in die Schule kam, hier war alles noch Perfekt.
Von hinten packt mich jemand, geschockt sehe ich nach wer das war, mein Bruder, nur Zwei Jahre älter. Oh Gott, ich vermisse ihn so. Er war immer für mich da, egal was war, er war mein Beschützer, wo er jetzt wohl ist? Wo meine Schwester wohl ist, meine Mutter? Wahrscheinlich haben sie es alle nicht überlebt. Träumen und trotzdem so klar denken, ja das war schon immer so, ich kann meine Träume riechen, schmecken, fühlen. Ich weiß nicht wieso, aber komme gut damit zurecht. Ich werde meinen Traum jetzt erstmal genießen, einmal wieder Kind sein.
Morgen wartet das Grauen wieder auf mich.
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